
Lüftungssysteme in Hotels
Ein ingenieurtechnischer Ansatz für Komfort, Gesundheit und Energieeffizienz
Hotels sind komplexe, multifunktionale Gebäude mit 24/7-Betrieb, die zugleich Komfort, Hygiene, Mitarbeiterproduktivität und optimierte Betriebskosten gewährleisten müssen. Wesentliche Grundlage dafür ist das korrekte Design und der Betrieb der Lüftungssysteme.
HVAC-Systeme (Heizung, Lüftung, Klima) in Hotels übernehmen weit mehr als nur Klimakontrolle:
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Luftqualitätsmanagement
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Geruchskontrolle
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Akustischer Komfort
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Energieeffizienz
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Brandschutz
1. Strategische Bedeutung der Lüftung in Hotels
Hotels vereinen diverse Funktionsbereiche unter einem Dach:
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Gästezimmer
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Lobby und Rezeption
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Restaurant und Café
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Tagungsräume
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Fitnessraum, SPA, Pool
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Küche und Wäscherei
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Parkhaus und Technikräume
Jeder Bereich stellt unterschiedliche Anforderungen an Luftqualität, Nutzung und Belegung. Daher erfordert jeder Bereich maßgeschneiderte Lüftungslösungen.
2. Gästezimmer: Individueller Komfort und leiser Betrieb
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Sehr leise Lüftung (≤ NC 30)
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Vermeidung von CO₂-, VOC- und Geruchsbelastung
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Frischluftzufuhr über Zentralsystem oder individuelle Wärmerückgewinnungseinheiten
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Energiesparen in ungenutzten Zimmern (gegebenenfalls mit Schlüssel-Kartensteuerung)
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Mögliche Systeme: Split-Klimagerät + Frischluftkanal oder Fan‑Coil + VAV
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Empfohlene Maßnahme: bedarfsgeführte Lüftung (Demand‑Controlled Ventilation – DCV)
3. Allgemeine Bereiche: Kontinuierliche Luftqualität
Bereich | Frischluft (m³/h pro Person) | Luftwechselrate (ACH) |
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Lobby / Rezeption | 25–35 | 6–8 |
Restaurant | 40–50 | 10–15 |
Tagungsraum | 30–40 | 6–10 |
Zusätzliche Kriterien:
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CO₂-Wert < 1000 ppm
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Temperatur: 22–24 °C; Luftfeuchte: 45–60 %
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Zoneneinteilung mittels VAV‑Klappen
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Automatische Luftstrommodulation nach Belegung
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Wärmerückgewinnung zur Energieeinsparung
4. Küche und Wäscherei: Priorität Abluft
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Vollständige Abluftführung über Dunstabzugshauben (100 %)
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Abscheidung von Fett- und Geruchspartikeln: Metallfilter + Aktivkohle + UV‑C
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Wärmerückgewinnung aus Abluft mittels Platten- oder Wärmetauscher
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Negative Druckverhältnisse in der Küche
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Feucht-heiße Luft aus der Wäscherei gezielt abführen
5. SPA, Pool- und Wellnessbereiche
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Hohe Entfeuchtungskapazität mit Feuchteregelung
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Luftfeuchte ≤ 60 %
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Luftwechselrate: 8–12 ACH
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Vermeidung von Tauwasserbildung und Materialschäden
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Abluft für chemische Ausdünstungen (z. B. Chlor)
6. Parkhaus und Technikräume
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CO- und NOₓ-Überwachung via Sensor gesteuerte Lüfter
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Mechanische Belüftung bei mangelnder natürlicher Frischluftzufuhr
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Rauchableitung bei Brandeinsatz
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Kontinuierliche Belüftung technischer Geräte (3–6 ACH)
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Gezielte Abluftführung über Schächte
7. Filtration und Luftqualitätskontrolle
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G4–G7 Vorfilter für Staub und grobe Partikel
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F7–F9 Mittelfilter für Pollen und Feinstaub
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Aktivkohlefilter gegen Gerüche und VOC
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HEPA-Filter (nach Bedarf z. B. in SPA- oder Kinderbereichen)
Regelmäßiger Filterwechsel ist erforderlich – verschmutzte Filter mindern Effizienz und erhöhen den Energieverbrauch
8. Energieeffizienz und Smart Control
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Einsatz von Wärmerückgewinnungsgeräten (HRV / ERV)
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Ventilatoren und Pumpen mit variabler Geschwindigkeit (VAV / VFD)
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Automatisierte Steuerung je nach Belegung (BMS-Integration)
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Unterstützung durch Solarenergie
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Energiemonitoring via Software
Energieeinsparungen von 20–40 % möglich
9. Brandschutz und Rauchsteuerung
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Brandschutzklappen in Rauchsteuerungen integriert
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Positiver Druck in Fluchtwegen und Treppenhäusern
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Automatische Notfall-Lüftungsszenarien via Gebäudeautomationssystem
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Eigene Anlagen für Rauchabzugventilatoren
10. Normen und Vorschriften
Lüftungssysteme müssen folgendermaßen ausgelegt sein:
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TS EN 16798 – Lüftung und Innenraumluftqualität
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ASHRAE 62.1 – Luftqualität in Gewerbegebäuden
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BEPY – Energieperformance in Gebäuden
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Bauregelwerke und Nutzungsvorschriften
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Brandschutzvorschriften
Normkonformität dient nicht nur dem Komfort, sondern gewährleistet auch rechtliche Sicherheit
Hotelkomfort beginnt mit Luftqualität
Unabhängig von Architektur und Interieur bildet die richtige Lüftung das Fundament für Gästezufriedenheit und effizienten Betrieb. Saubere, geruchsfreie, ruhige und angenehme Luft stellt das Qualitätsmerkmal eines Hotels dar.
„Wenn sich ein Gast nicht über die Luft beschwert, dann wurde das System richtig ausgelegt.“
Ingenieurkunst bedeutet, das Unsichtbare zum Wesentlichen zu machen – und Hotelbelüftung ist ein perfektes Beispiel dafür.
İlker KURAN
Alperen Engineering GmbH